Spielbericht des HBW-Pressedienstes

Unglaublicher Endspurt rettet dem HBW Balingen-Weilstetten noch einen Punkt

Mit einem unglaublichen Endspurt erkämpfte sich der HBW Balingen-Weilstetten am Samstagabend in der Mindener Kampa-Halle mit 31:31(19:13) noch einen Punkt an den in der Halbzeitpause kein Mensch mehr geglaubt hatte. Aufsteiger GWD Minden hatte sich fast fünfzig Minuten lang als der starke Aufsteiger gezeigt, den HBW-Trainer Dr. Rolf Brack im Vorfeld prophezeit hatte. Der Balinger Sportprofessor stellte die Ostwestfalen in den  letzten zehn Spielminuten allerdings vor taktische Aufgaben, die sie nicht gelöst brachten und so gelang es den Schwaben einen Sieben-Tore-Rückstand wieder auszugleichen. Während die „Gallier von der Alb“ nach dem Schlusspfiff auf dem Parkett der Kampa-Halle Freudentänze aufführten, saßen die Mindener Spieler konsterniert auf dem Hallenboden oder verließen mit hängenden Köpfen den Ort des Geschehens.

Sport interessierte Zuschauer hatten im Laufe der Woche was ähnliches schon einmal erlebt. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hatte gegen Schweden mit 4:0 geführt und musste sich am Ende mit einem 4:4-Unentschieden zufrieden geben. So ähnlich war der Spielverlauf zwischen Aufsteiger GWD Minden und dem HBW Balingen-Weilstetten. Auch in Minden war mit Dalibor Doder ein Schwede maßgeblich am Geschehen beteiligt. Er hatte verletzungsbedingt für Minden bis Samstag noch kein einziges Erstligaspiel bestritten und trotzdem hatte Balingens Coach Dr. Rolf Brack einen Heidenrespekt vor dem international erfahren Dreh- und Angelpunkt in der Mannschaft des Gastgebers. Der erfahrene Sportprofessor des HBW kennt Doder und seine Spielanlage natürlich seit Jahren und war sich darüber im Klaren, dass seine Spielweise Gift für die gerade sich stabilisierende HBW-Abwehr sein würde und es kam wie es Rolf Brack befürchtet hatte.

Am Anfang dauerte es etwas bis sich der Mindener Spielmacher wieder zu Recht gefunden hatte, aber dann drehte er mächtig auf. Bis zum 8:8 in der zwölften Spielminute waren die „Gallier von der Alb“ mit den Grün-Weißen auf Augenhöhe. Nach einer Auszeit in der Mindens Trainer Ulf Schefvert an den richtigen Stellschrauben drehte, wurde die HBW-Abwehr von Doder und Co. auseinander gespielt, wie man es im Verlaufe der Saison bisher nur ganz selten gesehen hat. „Minden hat schon unglaubliche Qualität an den Tag gelegt und uns in der Deckung auseinander gespielt, wie es zuvor noch keine andere Mannschaft getan hat“, zollte HBW-Trainer Dr. Rolf Brack in der Pressekonferenz dem Aufsteiger großes Lob. Einzig das Spiel der SG Flensburg-Handewitt sei mit dem vergleichbar gewesen, was die Grün-Weißen gezeigt hätten. „Wenn ich da an Berlin oder Magdeburg denke, war das im Vergleich mit heute ein laues Lüftchen, das uns dort entgegen geweht ist“, so Brack zu der Spielweise der Ostwestfalen.

Mit einem 5:0-Lauf zog der Aufsteiger auf 13:8 davon und baute seine Führung bis zum Pausenpfiff auf 19:13 aus. Da nutzte es auch nichts, dass Brack seine komplette Truppe wechselte und es mit unterschiedlichen Abwehrvarianten probierte. Auch in der Halbzeitpause hatte der Balinger „Druide“ für seine „Gallier“ nicht die richtigen Zauberworte gefunden, denn Minden zog weiter seine Kreise. Beim 28:21 in der 48. Spielminute hätte wohl keiner mehr auch nur einen einzigen Pfifferling auf die Schwaben gewettet, aber die und ihr Trainer Rolf Brack hatten sich noch lange nicht aufgegeben.

Schon in den Spielminuten vor dem 28:21 hatte es Balingens Coach immer wieder mit dem siebten Feldspieler probiert, aber es kam wenig dabei rüber. Jeder Treffer wurde von Minden mit einem Gegentreffer beantwortet. Aber jetzt wechselte das gelbe Leibchen zwischen Herth und Liniger hin und her und auch in der Abwehr variierten die Schwaben. Die Mindener verloren total den Überblick. Der bis dahin überragende Dalibor Doder wurde von Balingens Neuzugang Christoph Theuerkauf fast völlig aus dem Spiel genommen. Die Schwaben setzten den Aufsteiger mächtig unter Druck. Bei den Hausherren reihte sich ein technischer Fehler an den anderen und der HBW nutzte jeden Ballgewinn zum erfolgreichen Gegenstoß.

Beim 28:27 in der 56. Spielminute war die Partie wieder völlig offen aber eine Zeitstrafe gegen Daniel Wessig, weil er seinen Gegenspieler kurz am Hals erwischt hatte, schien das Balinger Hallen-Schach zu beenden. Brack hielt auch in Unterzahl an seinem siebten Feldspieler fest, aber seine Angreifer konnten die herausgespielten Chancen nicht nutzen und so kam Minden wieder zu einfachen Toren. Beim 31:27 durch Doder war die Partie 156 Sekunden vor dem Schlusspfiff eigentlich entschieden, „aber Balingen ist halt erst geschlagen, wenn die Mannschaft im Bus sitzt“, formulierte später ein Journalist in der Pressekonferenz was in den letzten Sekunden passierte.

Noch in Unterzahl erzielte Benjamin Herth das 31:28 und Manuel Liniger ließ per Tempogegenstoß das 31:29 folgen. Als Aljoscha Schmidt, einer der erfahrensten GWD-Spieler, kurz nach der Mittellinie den Ball verstolperte und beim Zurücklaufen mit einem Foul an Florian Billek nicht nur Strafwurf verursachte, sondern auch noch eine Zeitstrafe kassierte, war wieder alles offen. „Manu“ Liniger versenkte den Strafwurf nämlich zielsicher zum 31:30. Die offene Manndeckung der Balinger provozierte direkt nach dem Anspiel ein Stürmerfoul von Nenad Bilbija und im Gegenzug war es dann Kai Häfner der 16 Sekunden vor dem Schlusspfiff per Schlagwurf den Ausgleich erzielte. Noch war die Partie aber nicht zu Ende und Minden nahm sofort die Auszeit. Die letzte Taktik war klar. Wie gegen Lübbecke und wie in Göppingen wollte man Bilbija in Schussposition bringen, damit er erneut zum „Lucky Punch“ ausholen kann. Dieses Vorhaben schien aufzugehen. Minden bekam eine Sekunde vor Spielende einen Freiwurf zugesprochen und Daniel Wessig musste mit einer Zeitstraf vom Parkett, weil er den Ball nicht sofort abgelegt hatte. Den Wurf von Bilbija blockte aber Fabian Gutbrod im Balinger Block und der Rest war Jubel pur.

Stimmen zum Spiel:

Ulf Schefvert, Trainer GWD Minden: „Am Anfang hatten wir große Probleme mit den Rückraumspielern von Balingen. Bis zur 45. Minute hat sonst alles ganz gut geklappt. Durch ein paar blöde technische Fehler haben wir dann noch einen Punkt abgegeben. Ich bin natürlich sauer, weil wir nicht bis zum Ende konzentriert und diszipliniert gespielt haben."

Dr. Rolf Brack, Trainer HBW: „Es war heute ein Handball-Schachspiel, was uns ein glückliches Ende gebracht hat. Ich glaube, dass beide Teams auch nächste Saison in der ersten Liga spielen werden. So wie Minden hat uns noch keine andere Mannschaft im Angriff ausgespielt. Beim 28:21 habe ich noch einmal versucht, Ulf das Leben schwer zu machen. Das war bestimmt für Taktik-Interessierte ein Schmankerl. Eigentlich hatte ich auch gedacht, dass der letzte Wurf von Bilbija ins Tor geht."

Die Mannschaften

GWD Minden: Anders Martin Persson, Jens Vortmann (TW); Sebastian Bagats 1, Artjon Antonewitch, Christoph Steinert 3, Sören Südmeier 1, Oliver Tesch, Anders Oechsler 1, Vignir Svavarsson 6, Aljoscha Schmidt 4/3, Aleksandar Svitlica 4/2, Dalibor Doder 8, Evars Klesniks, Nenad Bilbija 3;

HBW Balingen-Weilstetten: Milos Putera, Matthias Puhle (TW); Felix König 3, Christoph Foth,  Benjamin Herth 7/3, Dragan Tubic, Frank Ettwein, Roland Schlinger 3, Christoph Theuerkauf 4, Daniel Wessig, Kai Häfner 4, Florian Billek 3, Fabian Gutbrod 1, Manuel Liniger 6/5;

Zeitstrafen:

GWD 3, HBW 5;

Strafwürfe:

6/5, HBW 9/8;

Nächstes Spiel:

HBW Balingen-Weilstetten – Frischauf Göppingen, Samstag, 27. Oktober 2012, um 19.00 Uhr in der SparkassenArena in Balingen.

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