Gallier verpassen Auswärtserfolg in letzter Sekunde

Und wieder stolpert der HBW Balingen-Weilstetten im TSV Bayer Sportcenter. Vor ziemlich genau einem Jahr mussten sich die Gallier dem TSV Bayer Dormagen geschlagen geben – und auch in dieser Saison gab es für die Jungs von Trainer Matthias „Matti“ Flohr an seiner vorherigen Wirkungsstätte nichts zu erben. Mit der 30:29 (15:17)-Niederlage sind nicht nur die Punkte im Rheinland geblieben, der HBW hat auch die Tabellenführung wieder verloren und ist auf Platz drei abgerutscht.

„Wir wissen, dass Balingen im Moment die Top-Mannschaft in der Liga ist, aber wir haben uns einen guten Plan zurechtgelegt und glauben an unsere Chance“, lautete die Kampfansage von Dormagens Trainer Julian Bauer kurz vor Spielbeginn im Interview bei Dyn. Lange hatte es nicht den Anschein, als ob dieser Plan funktionieren würde. Die Balinger stellten eine gewohnt stabile Abwehr auf die Platte und auch im Angriff machten Yonatan Dayan und Co. kaum technische Fehler.

Starker HBW-Start und verdiente Pausenführung 

Wie erwartet entwickelte sich im Bayer Sportcenter ein Spiel mit hoher Ereignisdichte. Nach nicht einmal zehn Minuten stand es bereits 5:5. Hinter der Balingger Abwehr war es immer wieder Benedek Nagy, der sich mehrere Würfe der Hausherren krallte, und vorne sorgte vor allem Mex Raguse für viel Druck. Nach dem 7:7-Ausgleich in der elften Spielminute durch Tim Ruggiero-Matthes konnte sich der HBW in Unterzahl die erste Zwei-Tore-Führung erarbeiten. Nach dem 12:10 von Sascha Pfattheicher drückte TSV-Trainer Bauer zum ersten Mal den Auszeitbuzzer. Mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters versuchte er eine neue Angriffstaktik, auch in der Abwehr stellte er um. Geändert hat sich allerdings wenig. Die Gallier blieben am Drücker und hatten nach einer Nagy-Parade sogar die Chance, auf vier Treffer zu erhöhen. Doch sie vertändelten im Angriff den Ball und mussten per Tempogegenstoß den Dormagener Anschlusstreffer zum 14:12 hinnehmen.

Dormagen dreht die Partie und spielt sich in einen Rausch

Mit einem Zwei-Tore-Vorsprung ging es dann auch in die Kabinen – nicht zuletzt deshalb, weil die Gallier erneut klare Gelegenheiten ungenutzt ließen. „Wir waren einfach zu inkonsequent, wir hätten früher den Sack zumachen müssen – Punkt!“, versuchte Mex Raguse zu erklären, was dann in der zweiten Hälfte passiert ist. Die Führung war von Dormagen bereits nach sieben Minuten egalisiert. In der 40. Minute gingen die Rheinländer zum ersten Mal in Führung (21:20). Zeit für HBW-Coach Flohr, frühzeitig seine zweite Auszeit zu nehmen. Er forderte von seinen Jungs mehr Intensität in den Zweikämpfen. Außerdem gab er seinem einzigen Linkshänder, Csaba Leimeter, eine Verschnaufpause und ließ mit drei Rechtshändern im Rückraum angreifen. Für den im zweiten Durchgang glücklosen Nagy im Balinger Tor kam Neuzugang Daniel Rebmann zwischen die Pfosten.

Doch mit drei Rechtshändern fehlten ganz offensichtlich die zündenden Ideen im Balinger Angriff. Raguse konnte zwar noch zum 21:21 ausgleichen, doch anschließend gelang den Galliern kaum noch etwas. Mit jedem Treffer der Hausherren wurde es lauter im Sportcenter. Der TSV spielte sich in einen Rausch, während die Balinger Würfe entweder eine Beute des Torhüters wurden, an der Latte landeten oder das Gehäuse komplett verfehlten. Beim Stand von 27:23 nahm Flohr seine dritte und letzte Auszeit. „Jungs, wir haben noch genügend Zeit! Glaubt daran! Wir holen uns das Ding noch!“, beschwor er seine Mannschaft – und schickte Elias Huber aufs Feld, der viele Monate wegen einer Verletzung gefehlt hatte. Huber fügte sich eindrucksvoll ein und traf prompt zum 27:24. Die Aufholjagd war eröffnet.

Schmerzhafter Schlusspunkt besiegelt Auswärtsniederlage 

Hinter der Gallier-Abwehr zeigte Torhüter Daniel Rebmann nun sein Können. Vorne verzweifelte zwar Sascha Pfattheicher, der sonst so treffsichere Rechtsaußen, zunehmend an seinem Wurfglück – und trotzdem stand es zwei Minuten vor dem Schlusspfiff nach einem Treffer von Ruggiero-Matthes wieder 28:28. Kapitän Tobias Heinzelmann nutzte einen technischen Fehler der Hausherren und brachte seine Mannschaft erneut mit 29:28 in Führung. Nach dem Ausgleich der Rheinländer lief der Sekundenzeiger gnadenlos herunter. Die Gallier hatten Ballbesitz und die Chance auf den Siegtreffer. Doch der TSV fing ein riskantes Rückhandanspiel von Georg Pöhle ab und erzielte vier Sekunden vor dem Ende per Tempogegenstoß den 30:29-Siegtreffer.

„Es war genau das Spiel, das wir erwartet haben. Dormagen hat eine starke Mannschaft und ihre Spiele zuletzt nur ganz knapp verloren. Wir haben es versäumt, die Führung weiter auszubauen – so sind wir ins Hintertreffen geraten. Durch ein paar wichtige Paraden von Daniel Rebmann haben wir wieder den Fuß aufs Gaspedal bekommen. Am Ende war es unglücklich, durch so einen Treffer zu verlieren, aber wir dürfen uns auch nicht beklagen, dass es so gekommen ist“, zog HBW-Geschäftsführer Axel Kromer nach dem Schlusspfiff ein sachlich-nüchternes Fazit.

Die Mannschaften

TSV Bayer Dormagen: Louis Oberosler, Christian Ole Simonsen (TW); Luca Krist 4, Vinzent Bertl, Krischa Leis, Kaj Kriescher, Felix Elias Böckenholt 4, Finn Schroven 7, Peter Strosack 5/4, Maximilian Schmidt 1, Jan-Christian Schmidt 4, Paul Scholl, Frederik Sondermann 5, Julius Hein, Malte Adam;

HBW Balingen-Weilstetten: Daniel Rebmann, Benedek Nagy(TW); Tim Ruggiero-Matthes 5, Mex Raguse 6, Elias Huber 2, Bennet Strobel, Tim Grüner, Till Wente, Lars Bänsch, Felix Eisele, Tobias Heinzelmann 2, Sascha Pfattheicher 9/5, Yonatan Dayan 1, Csaba Leimeter 4, Georg Pöhle, Stefan Bauer;